Trauma - Ein etwas anderes Märchen

Trauma im Coaching:Ein etwas anderes Märchen

Das kleine Mädchen und die Fee

 Ein etwas anderes Märchen


Ein kleines 7jähriges Mädchen versteckte sich nach einem brutalen Angriff seines betrunkenen Vaters im Schrank.

Es betete: "Bitte helft mir, ich halte das nicht mehr aus."

Als es seine Augen öffnete, sah es eine Fee mit einem blauen Federhut und einem glänzenden rosa Zauberstab vor sich. Das Mädchen erzählte der Fee von seinen Erlebnissen. Dass ihr Vater es immer wieder schlage und ihre Mutter ihr nicht helfe und dass es glaube, ihre Eltern wünschten sich, es wäre besser tot. 


Die Fee hörte dem Mädchen mit Tränen in den Augen zu. "Ich werde dir deinen Schmerz im Moment nicht nehmen können," sagte sie. "Aber ich werde dich anders unterstützen. Ich werde dir dabei helfen, jetzt in diesem Moment zu vergessen, was dir angetan wurde und dich erst später wieder daran zu erinnern - dann, wenn du wirklich dazu in der Lage bist, mit dem Schmerz und den Erinnerungen umzugehen."


Dann bewegte die Fee ihren Zauberstab und sprach :

„Ich werde deine schmerzhaften Erfahrungen und die Erinnerungen daran an verschiedene Orte in deinem Körper schicken. Sie werden dort so lange aufbewahrt, bis du dich in der Lage fühlst, sie wieder hervorzuholen, so dass sie sich frei bewegen können.“


Und sie erklärte dem kleinen Mädchen, dass sie sein Becken und seinen Bauch anspannen und sein Herz und seine Kehle eng machen werde, damit es die Intensität seines Schmerzes und seiner Angst nicht mehr zu fühlen brauche. Und auch nicht sein gebrochenes Herz.


Die Fee blickte das kleine Mädchen liebevoll an und fuhr fort:


„Du wirst oft Schwierigkeiten damit haben, dich zu spüren und anderen Menschen nah zu sein. Du wirst manchmal das Gefühl haben, deinen Körper gar nicht zu bewohnen. Aber das wird erst mal dein Weg sein, um zu überleben. Manchmal, wenn der Schmerz hoch kommt, wirst du deinen ganz eigenen Weg finden, ihn zu kontrollieren. Das wird manchmal schwer sein, vor allem im Kontakt mit anderen Menschen. Manche werden dich merkwürdig finden und sie werden sich möglicherweise abgewiesen fühlen. Aber dir wird es vorübergehend helfen. Du, mein kleines Mädchen, wirst trotz alledem in der Welt da draußen funktionieren können, weil du stark bist und so viel Schmerz in dir halten kannst. Ich werde da sein und dir dabei helfen.“





Das Mädchen blickte die Fee an und fragte: „Wie wirst du mir helfen? Wirst du zurückkommen und bei mir sein?“
Die Fee antwortete:

„Du wirst nicht alles vergessen. Ich werde eine Stimme in dir verankern, die dich auffordern wird, dich mit deinem inneren, unverletzbaren Wesenskern zu verbinden. Vielleicht wird es lange dauern. Aber mit der Zeit wirst du einen starken inneren Drang verspüren, aus den Erinnerungen und Gedanken und Glaubenssätzen auszusteigen, die dich gefangen halten. Dein Körper wird sich befreien wollen von all dem, was du über all die Jahre in dir fest gehalten hast.
Du wirst die Kunst erlernen, präsent zu sein - da zu bleiben, auch wenn du dich dem physischen und emotionalen Schmerz öffnest. Denn du wirst haben, was du brauchst: Mitgefühl und Weisheit, und liebevolle Menschen, die dich dabei unterstützen, ganz zu werden. Du wirst den Zugang finden zurück zu deinem unverletzbaren Wesenskern. Denn der war und ist immer da. Er war nur versteckt unter den Narben und Verletzungen durch schmerzhafte Erfahrungen in deinem Leben.“

Die gute Fee legte ihren Arm um die Schultern des kleinen Mädchens und führte es sanft zu seinem Bett. Sie blieb dort stehen und schwang ihren Zauberstab, während sich das Mädchen langsam entspannte und schließlich einschlief.
Die Fee blickte die Kleine zärtlich an und wisperte:

„Auf Wiedersehen. Wenn du aufwachst, wirst du vergessen haben, dass ich hier bei dir war. Du wirst vergessen haben, dass du mich um Hilfe gebeten hast. Auch deinen intensiven Schmerz wirst du vergessen haben. Das ist der einzige Weg, den ich kenne, um dich durch diese schlimmen Erfahrungen hindurch zu begleiten. Du bist ein wunderbares Kind. Ich liebe dich. Und eigentlich lieben dich auch deine Eltern. Sie sind nur nicht in der Lage, dir das zu zeigen. Für dich ist es wichtig, dich selbst so sehr zu lieben, dass deine Wunden heilen können. Damit du später, wenn du älter bist, voller Kraft und in Fülle leben und dich selbst frei fühlen wirst.
Eines Tages wirst du wissen, wer du wirklich bist.
Du wirst deiner Liebe vertrauen und wissen, dass du dazu gehörst.
Ich werde dich immer lieben.“


Frei übersetzt nach „Meditation and Healing Trauma“ von Tara Brach (amerikanische Psychologin und Meditationslehrerin).


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